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Die digitale Währung Bitcoin hat in den vergangenen Monaten Schlagzeilen gemacht - wegen ihrer enormen Wertsteigerung, weil sie mittlerweile an der Börse gehandelt und immer wieder von Kriminellen verwendet wird. Doch schon wird auch über das mögliche Ende diskutiert - das schon in vier Jahren kommen könnte.
Zunächst war der Bitcoin vor allem etwas für Nerds, die Gefallen an einem Zahlungsmittel fanden, bei dessen Herstellung und Verbreitung die Zentralbanken nichts mitzureden haben - anders als beim Euro oder dem Dollar. Die Idee für das neue Geld tauchte auf dem Höhepunkt der Finanzkrise auf.
Philipp Sandner, Experte für digitale Währungen an der Frankfurt School of Finance: "Also da gibt es eben diesen sagenumwobenen Satoshi Nakamoto, wo man bis heute nicht weiß, wer eigentlich genau dahintersteckt, ob es vielleicht auch eine Gruppe war oder auch eine Frau, das weiß man nicht. Und diese Person hat 2008 ein kleines Paper veröffentlicht, so 12, 13 Seiten auf Englisch und hat damit das Konzept skizziert und ein Jahr später hat er dann einen ersten Programmcode dafür veröffentlicht, hat das also selber quasi umgesetzt."
Der Kreis der Bitcoin-Schöpfer wird immer kleiner
Wer auch immer der Erfinder war, ihm gelangen zwei entscheidende Neuerungen. Erstens gibt es ein universelles Grundbuch - auf Englisch Blockchain bezeichnet. Vorstellen kann man sich dies wie eine Aneinanderreihung von Containern mit Informationen. Bei jeder neuen Transaktion mit Bitcoin wird an die Blockchain ein neuer Container mit Information angehängt. Gespeichert wird diese Veränderung auf einem dezentralen Servernetz.
Etwa alle zehn Minuten gleichen sich die Rechner ab. Dieses Protokoll ist das Gedächtnis des Systems und erlaubt es stets zu überprüfen, ob eine Transaktion gültig ist. Allerdings ist unbekannt, wer sich hinter einem Konto verbirgt, weil beim Bezahlen - anders als bei der Kreditkarte - keine Namen oder sonstigen Daten weitergegeben werden. Außerdem ist der Algorithmus so programmiert, dass jeder Schöpfer von Bitcoin einen winzigen Anteil jeder Transaktion erhält.
Die Erfinder des Bitcoin haben den Algorithmus so programmiert, dass im Laufe der Zeit die Rechenaufgaben immer schwieriger werden, wodurch der Kreis der Schöpfer des Bitcoin immer kleiner wird.
"Am Anfang war die erforderliche Rechenleistung relativ niedrig, das heißt da konnte jeder mit seinem Computer mitrechnen, später musste man dann auf leistungsfähigere Chips umrüsten, nämlich die Grafikkarte und noch ein, zwei Generationen später haben dann Unternehmen begonnen ganz spezifische Chips zu produzieren, die nur noch helfen können, das Bitcoin-Netzwerk zu betreiben und diese Chips haben eigentlich sonst überhaupt keinen anderen Zweck mehr. Ja, also es ist eine hochspezialisierte kleine Branche geworden, dass ist das sogenannte Mining."
"Bitcoin eher ein Spekulationsobjekt"
Die Herstellung des Bitcoin ist ein großes Geschäft geworden. Die Neugierde weckt der Bitcoin jedoch zunehmend weniger bei Menschen, die alternativ zahlen wollen, sondern bei Spekulanten.
Der Bundesbankvorstand Carl-Ludwig Thiele: "Da war der Preis zu Anfang sehr niedrig. Momentan fand eine erhebliche Aufwertung statt, gerade in letzter Zeit. Was aber eben zeigt, wie wertanfällig der Bitcoin ist. Denn genauso wie ein Marktpreis für ein Gut steigen kann, genauso gut kann er eben auch wieder sinken. Und wenn man dann den Gedanken der Wertaufbewahrung hat und das sind nicht wenige, die diesen Gedanken haben, dann halte ich eben eine digitale Währung und eben Bitcoin für sehr riskant als Wertaufbewahrung, dann ist es aus meiner Sicht eher ein Spekulationsobjekt."
Quer durch die Bank warnen Zentralbanker mittlerweile vor dem Bitcoin. China hat den Umtausch in seine Währung bereits verboten. Andererseits können Anleger seit wenigen Wochen an der Börse auf einen steigenden und fallenden Wert des Bitcoin wetten. Premiere war in Chicago, andere Börsen wollen folgen. Der Charme des Bitcoin besteht für die Anhänger vor allem auch darin, dass die Menge der Digitalwährung begrenzt ist.
Wissenschaftler Philipp Sandner: "So dass man irgendwann im Jahr 2100 bei der theoretischen Zahl der 21 Millionen wäre."
Die Energiekosten könnten zu hoch werden
Aber das Ende des Bitcoin könnte nach Ansicht von Experten schon viel früher kommen - nicht weil eine Blase platzt, sondern weil die Energiekosten zu hoch werden. Aufgrund der ständig steigenden Anforderungen an die Rechenleistung, braucht man für die Herstellung von Bitcoins immer mehr Energie. Schon heute stehen die meisten Server für die Herstellung von Bitcoin deswegen dort, wo der Strom vergleichsweise günstig ist, selten aber grün ist,zum Beispiel in China oder Island.
Laut einer Studie der Citigroup wird der Bitcoin spätestens im Jahr 2022 zusammenbrechen. Denn dann müsste ein Bitcoin zwischen 300.000 Dollar und 1,5 Millionen Dollar kosten, um die Stromkosten zu decken. Technologisch gehört der Bitcoin heute schon zum alten Eisen. Denn eine Bitcoin-Transaktion dauert zehn Minuten und kostet 20 Dollar. Während man langfristig für den Bitcoin schwarz sehen kann, sind die Aussichten für die dahinter liegende technologische Idee der Blockchain rosig.
"Das ist ein irres Feld mit ganz vielen wirklich auch teilweise faszinierenden Ideen."
Mit der Technik lassen sich beispielsweise Auszahlungen automatisiert an bestimmte Bedingungen knüpfen, was es erlauben würde, große Teil der Buchhaltung zu automatisieren.
Author: Ronald Kemp
Last Updated: 1704309241
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